Materialien zur Vertiefung

Kurzvideos: Warum Smartphones & Social Media für Kinder & Jugendliche problematisch sind

Tipp: Teilt ausgewählte Videos mit Eltern aus Eurem Bekanntenkreis, um für das Thema zu sensibilisieren.


Gefährdungsatlas der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien

Gefährdungsatlas. Digitales Aufwachsen. Vom Kind aus denken. Zukunftssicher handeln.

Der unkontrollierte Zugang zum Internet birgt extreme und vielfältige Risiken für Kinder. Es gibt bereits 43 verschiedene Digitalrisiken im Gefährdungsatlas der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz. Die Liste ist lang und wird immer länger.

Der Atlas ist insofern sehr aufschlussreich, als einige der explizit aufgeführten Risiken vielen Eltern nicht bekannt sein dürften. Schon aus diesem Grund lohnt es sich, die Beschreibung zu den unten aufgelisteten Punkten durchzulesen. Diese findet ihr hier oder auf der Internetseite von klicksafe.

1. Algorithmische Empfehlungssysteme von Online-Inhalten
2. Bewerbung und Verbreitung gesundheitsgefährdender Substanzen am Beispiel Legal-Highs
3. Cybergrooming
4. Cybermobbing (auch Cyberbullying)
5. Cybersex
6. Cyberstalking
7. Darstellungen von Kindern und Jugendlichen als Sexualobjekte
8. Digitale Spiele
9. Extremistische Inhalte
10. Exzessive Selbstdarstellung
11. Fake News
12. Fake-Profile bzw. Fake-Accounts
13. Fear of missing out
14. Gesundheitsgefährdende Challenges
15. Hate Speech
16. Identitätsdiebstahl / "gehackt werden"
17. Immersives Erleben durch Virtual Reality
18. Influencerinnen und Influencer
19. Internetsucht und exzessive Nutzung
20. Kettenbriefe
21. Kontakt- und Dating-Apps
22. Kostenfallen
23. Online-Pranger / Doxing
24. Online-Werbung und Werbeverstöße
25. Pornografie und Unsittlichkeit
26. Pro-Ana- / Pro-Mia- / Pro-ES-Inhalte
27. Profilausbildung und -auswertung
28. Propaganda und Populismus
29. Remix- und Sharing-Kultur (Urheberrechtsverletzungen)
30. Selbstverletzendes Verhalten
31. Self-Tracking
32. Sexting
33. Sharenting
34. Shitstorm
35. Simuliertes Online-Glücksspiel
36. Smart Speaker und vernetztes Spielzeug
37. Streaming / non-linearer Zugang zu Bewegtbildern und Audiodateien
38. Suizidforen
39. Tasteless-Angebote
40. Trolling
41. Überzeichnete Geschlechterrollen
42. Verschwörungserzählungen
43. Viren und Schadprogramme


Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend


Hier sind die "Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend" der DGKJ - Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Empfohlene Mediennutzung nach Altersstufe (Smartphone, Computer, Spielekonsole und TV):

0 bis 3 Jahre : Bildschirmfrei!

3 bis 6 Jahre: falls sie ihre Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren an die Nutzung von Bildschirmmedien heranführen möchten, höchstens 30 Minuten an einzelnen! Tagen, und nicht ohne Anwesenheit der Eltern. Qualitativ hochwertige Inhalte und die Inhalte besprechen. Die Altersempfehlungen sollen eingehalten und Inhalte im Vorfeld auf die Eignung für das eigene Kind hin geprüft werden.

6 bis 9 Jahre: freizeitliche Nutzung von Bildschirmmedien höchstens 30 bis 45 Minuten an einzelnen! Tagen gestatten. Qualitativ hochwertige Inhalte, möglichst immer gemeinsam mit ihren Kindern nutzen, und diese im Nachhinein besprechen. Die Altersempfehlungen sollen eingehalten und Inhalte im Vorfeld auf die Eignung für das eigene Kind hin geprüft werden.

Kindern unter 9 Jahren keinen freien Internetzugang gewähren, auch nicht beaufsichtigt.
Kindern unter 9 Jahren keine eigene Spielkonsole zugänglich machen.

9 bis 12 Jahren: Kindern die freizeitliche Nutzung von Bildschirmmedien höchstens 45 bis 60 Minuten täglich gestatten. Qualitativ hochwertige Inhalte, wann möglich immer gemeinsam mit ihren Kindern nutzen, diese im Nachhinein besprechen. Die Altersempfehlungen sollen eingehalten und Inhalte im Vorfeld auf die Eignung für das eigene Kind hin geprüft werden.
Kinder frühestens ab 9 Jahren, besser frühestens ab 12 Jahren, ein eigenes Smartphone mit eingeschränktem Internetzugang überlassen.

Kindern 9 bis 12 Jahren nur beaufsichtigten Internetzugang gewähren.

12 bis 16 Jahre: Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren die freizeitliche Nutzung von Bildschirmmedien von maximal 1-2 Stunden am Tag und bis spätestens 21 Uhr ermöglichen.
Altersempfehlungen beachten und Inhalte zudem im Vorfeld auf die Eignung für das eigene Kind hin prüfen. Heranwachsende sollen weiterhin inhaltlich begleitet werden. Regelmäßig mit den Jugendlichen Gespräche führen, um die Medienzeit und Inhalte, auch im Verhältnis zu den eigenen Lebenszielen, zu reflektieren. Jugendliche sollen dazu angeregt werden, selber zu beobachten, wie sich Medienkonsum auf Konzentration, Sozialverhalten, Fitness, Persönlichkeit, Schulnoten etc. auswirken.

12 bis 16 Jahren: nur beschränkten Internetzugang gewähren.

16 bis 18 Jahre: je nach Reifegrad die freizeitliche Nutzung von Bildschirmmedien durch Regeln festlegen. Ein Orientierungswert kann 2 Stunden am Tag betragen. Die Altersempfehlungen sollen beachtet werden. Eltern sollen begleitend zur Seite stehen und regelmäßig Gespräche zur Reflektion führen.


SMARTPHONES MACHEN SÜCHTIG

Es ist erwiesen, dass die Nutzung eines Smartphones die gleichen süchtig machenden Gehirnreaktionen hervorrufen kann wie bei Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht. Die WHO hat daher 2019 die Online-Spielsucht (Gaming Disorder) in die Internationale Klassifikation der Krankheiten aufgenommen (ICD 11-WHO). Dieser Katalog ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Die WHO erkennt also Online-Spielsucht als eigene Krankheit an, die damit gleich behandelt wird wie z.B. Alkoholabhängigkeit. 

Seit 2019 führt das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) im Auftrag der DAK-Gesundheit eine Längsschnittstudie zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch.

Hier sind die neuen Ergebnisse.

Prof. Dr. Rainer Thomasius, UKE Hamburg:

"Der hohe Anteil der Kinder und Jugendlichen, die soziale Medien, digitale Spiele und Streaming-Dienste in einem die Gesundheit gefährdenden Ausmaß nutzen, ist besorgniserregend. In jeder vierten Familie äußern Eltern Unsicherheiten und Unterstützungsbedarf bei der Anleitung ihrer Kinder. Medienerzieherische Maßnahmen und frühe Hilfen müssen sich daher gleichermaßen an Kinder und ihre Eltern richten, um eine gesunde und altersadäquate Mediennutzung in der nachwachsenden Generation zu fördern."


SMARTPHONES SETZEN KINDER SEXUELLEN und anstößigen INHALTEN AUS

Wann kommen Kinder erstmals mit Pornos in Kontakt?

Nur wenige Klicks auf dem Smartphone genügen, und schon öffnet sich das ganze Porno-Universum: Noch nie zuvor in der Geschichte war es für Kinder und Jugendliche so einfach, an harte Pornografie zu kommen.

Mehr als jeder dritte Minderjährige in Deutschland hat sich bereits mindestens einen Porno angeschaut. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 3.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW, die im August 2023 veröffentlicht wurde. Die meisten Befragten erklärten, dass sie erstmals zwischen dem 12. und dem 14. Lebensjahr mit pornografischem Material in Kontakt gekommen sind.

Ein Viertel der Minderjährigen gab dabei an, dass ihnen beim ersten Mal die Bilder oder Videos unfreiwillig gezeigt oder zugeschickt wurden. Absender waren meist Freunde oder Schulkameraden.


SMARTPHONES ERMÖGLICHEN CYBERGROOMING

Studie der Landesanstalt für Medien NRW:

IMMER MEHR KINDER UND JUGENDLICHE MACHEN ERFAHRUNGEN MIT CYBERGROOMING

Empirische Studie zu Cybergrooming zeigt deutlichen Anstieg der Fälle – Fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen (24 %) wurde bereits im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert (2021: 20 %*).

Eine deutliche Zunahme ist dabei in der Gruppe der Jüngeren zu verzeichnen: (8-9 J.: 20 %/2022 zu 9 %/2021, 10-12 J.: 23 %/2022 zu 14 %/2021) und diese Tendenz spiegelt sich auch in anderen Bereichen wider.

Ob es darum geht, für eine Gegenleistung ein Nacktfoto von sich selbst zu schicken (20 %/2022 zu 14 %/2021), Nacktfotos zugeschickt zu bekommen (8-9 J.: 10 %/2022 zu 7 %/2021, 10-12 J.: 15 %/2022 zu 8 %/2021) oder Verabredungen mit Erwachsenen wahrzunehmen (8-9 J.: 20 %/2022 zu 9 %/2021, 10-12 J.: 23 %/2022 zu 14 %/2021) – besonders unter den 8- bis 12-Jährigen sind die Zahlen hier im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Dabei geben Jungen und Mädchen gleichermaßen an, betroffen zu sein. Und auch über alle Schulformen hinweg kommt Cybergrooming vor.

Mit wem chattet mein Kind?

Rund 40 % der Jungen und 35 % der Mädchen geben an, mindestens auch gelegentlich mit Leuten zu chatten, die sie nicht kennen. Mit zunehmendem Alter der Jugendlichen wird dieser Anteil eher größer.

Bei über einem Drittel (36 %) derjenigen, die Erfahrungen mit Cybergrooming gemacht haben, zeigt sich, dass sich die erwachsene Person zunächst als gleichaltrig und erst später als Erwachsener ausgegeben hat. In 7 % aller Fälle kam es – so wie von der erwachsenen Person gewünscht – zu einem Treffen. Gut einem Fünftel der Betroffenen (23 %) war diese Person vor dem ersten Onlinekontakt bekannt und in 37 % der Fälle hat sich die erwachsene Person aus dem Internet als männlich ausgegeben, in 24 % als weiblich. Das Täterverhalten ist folglich heterogen und folgt keinem eindeutigen Muster. Ohne eindeutiges Muster sind entsprechende Kommunikationssituationen für Kinder und Jugendliche nur schwer zu identifizieren.

Mehr dazu hier.


SMARTPHONES SETZEN KINDER DEM RISIKO VON CYBER-MOBBING AUS

Cybermobbing ist eine Sonderform von Mobbing, bei der die TäterInnen ihre Opfer online angreifen. Die Gefahr dabei: Die Betroffenen können den Attacken nur schwer entfliehen, wenn das Internet sie in allen Lebensbereichen begleitet.

Studie :Cyberlife IV

Beinahe jede fünfte Schülerin bzw. jeder fünfte Schüler (16,7 Prozent) zwischen acht und 21 Jahren wurde bereits Opfer von Cybermobbing.“ Das ergab eine bundesweite Online-Befragung unter 3011 Schülerinnen und Schülern, 1053 Eltern und 355 Lehrkräften, die 2022 durchgeführt wurde. In der Studie „Cyberlife IV - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern" vom Bündnis gegen Cybermobbing e.V. und der Techniker Krankenkasse kommen die Autoren zu dem Schluss: Hochgerechnet könnten 1,8 Millionen Jugendliche betroffen sein.

Obwohl der Anteil der Kinder, die schon einmal Mobbing erfahren haben, mit zunehmendem Alter steigt, betrifft Mobbing bereits in der Grundschule laut Angaben der Eltern etwa jedes zehnte Kind. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen haben 26 Prozent schon solche Erfahrungen machen müssen, bei den 16- bis 18-Jährigen bereits 45 Prozent und bei SchülerInnen über 18 Jahren sind es sogar über die Hälfte, 56 Prozent.

48 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer kamen an ihrer Schule mit Cybermobbing-Fällen in Berührung und nahmen entsprechende Verhaltensänderungen wahr: 64 Prozent der betroffenen Schülerinnen und Schüler zeigten Niedergeschlagenheit, Leistungsabfall in der Schule (49 Prozent) und häufiges Fernbleiben im Unterricht (47 Prozent). Über 80 Prozent litten an Angstzuständen, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, Magen- und Kopfschmerzen.

Besonders alarmierend: Jede/r vierte Betroffene/r hatte schon einmal suizidale Gedanken. Jede/r Sechste griff deswegen schon einmal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen und ein weiteres Drittel fühlte sich dauerhaft belastet (vgl. Kurzfassung „Cyberlife IV. Präsentation der Studienergebnisse vom 12.10.2022,“ Seite 10-17).