Smartphonefreie Klassen

Eine 5. Klasse, in der ein Kind ohne Smartphone kein Außenseiter ist, weil sich alle Eltern der Klasse einig sind, dass sie mit dem Smartphone noch etwas warten wollen? Geht das überhaupt?

JA! Und hier erfahrt Ihr, wie Ihr das auch schafft.

Vorbild Wentorf: Am Gymnasium Wentorf gibt es seit dem Schuljahr 2025/2026 eine „Klasse ohne eigenes Smartphone“. Eltern konnten ihre Kinder für die Smartphonefreie Klasse (SFK) genauso anmelden wie für eine Orchester- oder Spanischklasse. Das hat super funktioniert und zeigt: Es geht!

1. Früh anfangen

Sprich schon während der Grundschulzeit mit anderen Eltern darüber – am besten ab der 3. Klasse. So bleibt genug Zeit, die Idee wachsen zu lassen und Kontakt zu den weiterführenden Schulen aufzunehmen.

2. Verbündete suchen

Am leichtesten geht das, wenn du Teil einer Smarter Start Community bist. Dort findest du direkt Eltern, die genauso denken wie du. In Münster haben Eltern eine eigene Gruppe „Viertklasseltern Münster“ gegründet – damit sie schulübergreifend an die weiterführenden Schulen herantreten können. 👉 Je mehr Dritt- und Viertklasseltern beim Tag der offenen Tür und bei Infoveranstaltungen der weiterführenden Schulen nach einer Klasse ohne eigenes Smartphone fragen, desto eher merken die Schulen: Eltern haben hieran Interesse – und sind offener für einen Versuch.

3. Weiterführende Schule ins Boot holen

Melde dich frühzeitig (am besten ein Jahr, bevor Ihr Euch um die Anmeldung kümmern müsst, also in der 3. Klasse) bei der Schulleitung oder Unterstufenleitung der für Euch in Frage kommenden weiterführenden Schule. Erkläre, dass sich in jeder 5. Klasse einige Eltern ganz bewusst dafür entscheiden, ihrem Kind noch kein eigenes Smartphone zum Schulübertritt zu geben. Meistens sind das nur wenige pro Klasse – und genau das macht es für die Kinder schwer. Wenn die Schule diese Kinder und Familien in einer eigenen Klasse zusammenführt, entsteht eine starke Gemeinschaft: Alle starten unter den gleichen Bedingungen, können sich gegenseitig stärken und niemand fühlt sich ausgegrenzt.

4. Vorlage anbieten

Zeig der Schule die Muster-Vorlage für die Abfragemaske , Beispiel siehe hier und für die freiwillige Selbstverpflichtung. So haben sie sofort ein Bild im Kopf und müssen nicht bei Null anfangen.

5. Kein Risiko für die Schule

Mach klar: Mit der Abfrage geht die Schule keinerlei Verpflichtung ein. Sie fragt nur unverbindlich ab, ob genügend Eltern Interesse an einer SFK haben. Selbstverständlich behält sich die Schule vor, dass eine solche Klasse nicht zustande kommt, wenn z. B. die vielen Wünsche nach Orchester- oder Spanischklasse, Wunschkind & Co. nicht miteinander vereinbar sind.

Auch das Gymnasium Wentforf war sehr skeptisch, ob sich tatsächlich genügend Eltern für die Smartphonefreie Klasse finden würden. Und dann überrascht von der großen Nachfrage!

Wenn die Schule nicht direkt im Anmeldeformular die Option anbieten möchte, bietet sich folgender Zwischenschritt an: Die Schule fragt bei der Anmeldung lediglich statistisch ab, wessen Kind bereits ein Smartphone besitzt, wessen Kind zum Schulwechsel eines erhalten wird und wessen Kind keines erhalten wird.

So wird schnell deutlich, ob es genügend Familien gibt, die Interesse an einer SFK haben könnten. In Wentorf gab zum Erstaunen der Schule 1/3 aller Familien an, dass ihr Kind kein Smartphone zur 5. Klasse erhalten werde.

6. Öffentlich vorstellen

Bitte die Schule, das Angebot einer SFK bei Informationsabenden für Grundschul-Eltern oder am Tag der offenen Tür zu erwähnen. So erfahren alle früh genug davon. Für die Schule kann es ein Alleinstellungsmerkmal bedeuten.

7. Anmeldung leicht machen

Die Schule ergänzt im Anmeldeformular (auf Papier oder online) einfach die Option „Smartphonefreie Klasse/ Orientierungsstufe (5./6. Klasse)“ – ganz so, wie in Wentorf.

Mustertext: Sofern eine smartphonefreie Klasse (5./6. Klasse) zustandekommt, möchte ich mein Kind hierfür anmelden. Das bedeutet: Wir verpflichten uns in diesem Fall gemeinsam mit allen anderen Eltern freiwillig, dass unser Kind bis zur 7. Klasse kein eigenes Smartphone erhält, auch nichht in der Freizeit.

8. Weitersagen & Haltung zeigen

Je mehr Eltern von der Idee hören, desto einfacher wird es. Verbreite die Info an deiner Grundschule, bei Nachbarn oder im Sportverein.

👉 Wichtig: Positioniere dich klar. Wenn dein Kind als Wunschkind genannt wird, mach deutlich, dass ihr euch für die Smartphonefreie Klasse (SFK) entscheidet. Das kann andere Eltern motivieren, sich auch dafür zu entscheiden.

👉 Nicht resignieren: Stell Dir vor, wie froh und erleichtert Dein Kind sein wird, wenn Du ihm sagst, dass es in eine 5. Klasse kommt, in der sich alle Eltern einig sind und deshalb alle Kinder noch kein Smartphone bekommen. Mehr Motivation geht nicht.

VIEL ERFOLG! DU SCHAFFST DAS!

DANK MÜTTERN UND VÄTERN WIE DIR VERÄNDERN WIR DIE WELT.

Best Practice

Das Gymnasium Wentorf in Schleswig-Holstein hat für das Schuljahr 2025/26 eine Pilotphase für eine "Smartphonefreie Klasse" gestartet, eine Klasse, in der die Eltern schriftlich versichern, ihrem Kind während der gesamten Orientierungsstufe (5. und 6. Klasse) kein eigenes Smartphone zu überlassen. Das Ziel ist ein bewussterer Medienkonsum, der Schutz vor Reizüberflutung und Suchtmechanismen, ohne die Kinder von der digitalen Welt auszuschließen, denn sie nutzen weiterhin Laptops und Tablets für den Unterricht